Beginnt an Babys zarter Haut ein Blutschwamm zu wachsen, ist die Sorge der Eltern oft groß. Doch Hämangiome sind meist harmlos und lassen sich heute auch in Problemzonen gut behandeln.

Hämangiome zählen zu den häufigsten gutartigen Hauttumoren im Kindesalter. Etwa jeder zehnte Säugling und sogar jedes fünfte Frühgeborene ist betroffen. Die weichen, rötlichen Wucherungen oder Knötchen sind manchmal schon bei der Geburt sichtbar, meist aber entwickeln sie sich in den ersten Lebenswochen.

Bei Hämangiomen handelt es sich um eine vermehrte Bildung von kleinen Blutgefäßen in der Haut, die weder vererbt wird noch ansteckend ist. Blutschwämmchen wachsen jedoch monatelang, bevor sie sich in vielen Fällen nach und nach von selbst zurückbilden.

Wichtig ist, dass der Hautarzt den Hämangiom-Typ exakt bestimmt, erklärt Prof. Dietrich Abeck, Dermatologe in München. Denn das weitere Vorgehen bei oberflächlich lokalisierten Hämangiomen ist ein anderes als bei tiefliegenden oder segmentalen Hämangiomen, die als „Problemhämangiome“ gelten.

Den Eltern wird häufig geraten abzuwarten. Bei einem kleinen lokalisierten Hämangiom, das nicht stört, kann dies durchaus erwogen werden – dann sei jedoch das Wachstum engmaschig zu kontrollieren. Denn wie ausgeprägt sich der Gefäßtumor entwickelt, lasse sich im Einzelfall nicht vorhersagen.

Größere lokal begrenzte Hämangiome oder rasch wachsende Hämangiome im Gesicht oder im Bereich der Genitalien und des Afters – im sogenannten Genitoanalbereich – sollten prinzipiell behandelt werden, betont der Dermatologe. Neben kosmetischen Aspekten sind es mögliche Komplikationen, die für ein rasches Handeln sprechen: eine drohende Sichtbehinderung bei Sitz im Augenbereich, das Risiko bleibender Nasendeformitäten durch Fetteinlagerung bei Sitz im Nasenbereich oder die Gefahr eines Geschwürs (Ulzeration) im Genitoanalbereich.

Bei lokalisierten oberflächlichen Hämangiomen kommen die Kontaktkryotherapie, die heute vorzugsweise mit elektrischer Kühlung bei circa -30 Grad C durchgeführt wird, oder der gepulste Farbstofflaser zum Einsatz, um die Rückbildung der Blutgefäße anzuregen.

Zu einer Revolution führte vor wenigen Jahren die Entdeckung, dass der Betablocker Propranolol auch bei Hämangiomen wirksam ist. Das Medikament wird vor allem bei Bluthochdruck gegeben. Die Zulassung bei Hämangiomen steht noch aus. In der Praxis habe sich Propranolol bereits zur Therapie von komplizierten Hämangiomen etabliert, so der Münchener Hautarzt. Das Medikament ist in der niedrigen Dosierung, die hier ausreicht, sehr gut wirksam und verträglich und hat daher bei Problemhämangiomen, die noch in der Wachstumsphase sind, frühere nebenwirkungsbehaftete Therapien wie orale Kortisonbehandlung oder Lasertherapie abgelöst.

Vorsorglich sollte der kleine Patient während der ersten Therapietage in der Kinderklinik überwacht werden. Neuerdings wird bei den klassischen lokalisierten oberflächlichen Hämangiomen auch Propranolol äußerlich angewendet. Dazu tragen die Eltern über etwa zwölf Wochen lang ein Propranololhaltiges Präparat zwei Mal täglich auf das betroffene Hautareal auf und lassen es zwei Stunden unter einem Pflasterverband einwirken. Bei den meisten Hämangiomen wird so das Wachstum gestoppt und die Rückbildung gefördert. Nebenwirkungen seien keine zu befürchten.

Dank des heute zur Verfügung stehenden großen therapeutischen Instrumentariums haben Hämangiome viel von ihrem Schrecken verloren.

Quelle: BVDD