So schick die Sommersandalen auch aussehen und so praktisch die neuen Schutzhandschuhe sind – bei Allergikern kann Leder auf der bloßen Haut unliebsame Folgen haben. Häufigster Auslöser einer Kontaktallergie auf Lederwaren ist Chromat, das bei Gerbprozessen entstehen kann.

Bildnachweis: Günter Havlena/pixelio.de

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Jahrzehntelang war das Chromatekzem eine weitverbreitete Hauterkrankung vor allem bei Maurern und Fliesenlegern. Seitdem chromatarmer Zement gesetzlich vorgeschrieben ist, sei die „Zementkrätze“ eine Rarität geworden, berichtet Dr. Arno Köllner, Hautarzt in Duisburg.

Chromat kann jedoch auch in anderen Materialien des täglichen Bedarfs sowohl im beruflichen wie privaten Umfeld enthalten sein. Dazu zählen insbesondere Lederwaren.

Weltweit sind bis zu 90 Prozent aller Bekleidungs- und Schuhoberleder chromgegerbt. Als Gerbstoff werden Chrom III-Salze eingesetzt. Wird nicht nach dem aktuellen Stand der Technik gearbeitet, kann es dabei jedoch zur Bildung von giftigen Chrom VI-Verbindungen (Chromat) kommen.

Wasserlösliches Chrom VI ist ein hochpotentes Kontaktallergen, das sehr gut in die Haut eindringen kann. Vor allem bei Hautkontakt mit größeren Mengen kann es zu einer Sensibilisierung des Immunsystems kommen.

Einmal sensibilisiert, kann die Haut mit juckenden Ausschlägen reagieren, wenn sie mit Chrom VI-belasteten Lederwaren in Berührung kommt. Dabei handelt es sich um eine Typ IV-Spätreaktion, die meistens 24 bis 72 Stunden nach dem Kontakt sichtbar wird. Eine Sensibilisierung bleibt lebenslang bestehen und kann noch nach Jahren zu einem allergischen Kontaktekzem führen.

Schweiß begünstigt allergische Reaktionen

Zu allergischen Entzündungsreaktionen mit juckenden Rötungen, Schwellungen und Bläschen kann es vor allem kommen, wenn Schuhe und Sandalen barfuß getragen oder lederne Uhrarmbänder, Lederbekleidung oder Arbeitshandschuhe direkten Hautkontakt haben. Schweiß begünstigt, dass sich Chrom VI-Verbindungen aus dem Leder lösen, erklärt Dr. Köllner. Viele Menschen, die gegen Chromat sensibilisiert sind, zeigen keine Hautreaktionen, wenn sie beispielsweise Socken tragen. Textilien bieten jedoch nicht immer zuverlässigen Schutz, so der Dermatologe und illustriert dies am Fall eines Urlaubers, bei dem ein auf einem Basar erworbenes Lederportemonnaie durch den Stoff der Hosentasche hindurch allergische Reaktionen auslöste.

In Deutschland gilt bereits seit 2010 und EU-weit seit Mai diesen Jahres eine Verordnung, derzufolge der Chrom VI-Gehalt in Bedarfsgegenständen, die mit der Haut in Berührung kommen, wie Bekleidung, Armbändern, Taschen, Stuhlüberzügen oder Lederspielwaren unter der Nachweisgrenze von 3 mg pro Kilogramm Trockengewicht des Leders liegen muss. Es wird davon ausgegangen, dass dadurch das Auftreten neuer Chrom VI-bedingter Kontaktallergien durch Leder um 80 Prozent sinken wird.

Insbesondere importierte Lederwaren entsprechen jedoch nicht immer den erforderlichen Qualitätsstandards, so Dr. Köllner. Wer bereits auf Chrom VI sensibilisiert ist, kann zudem schon auf Mengen allergisch reagieren, die unter dem erlaubten Grenzwert liegen, vor allem bei vorgeschädigter Haut oder an Scheuerstellen.

Treten nach dem Tragen von Lederwaren Hautreaktionen auf, empfielt Dr. Köllner, beim Hautarzt abklären zu lassen, ob es sich tatsächlich um eine Kontaktallergie oder um eine andere Hauterkrankung wie beispielsweise eine Pilzinfektion der Füße handelt. Außer Chromat können unter anderem auch nickelhaltige Gürtelschnallen oder Ziernieten Ursache einer Kontaktallergie sein. Menschen, die gegen Azofarbstoffe sensibilisiert sind, können ebenfalls auf Lederwaren reagieren, insbesondere wenn die Produkte sichtbar abfärben.

Bestätigt sich der Verdacht auf eine Kontaktallergie, lassen sich die akuten Beschwerden mit einer kortisonhaltigen Creme lindern. Die Sensibilisierung gegen Chromat kann jedoch nicht geheilt werden. Den Betroffenen bleibt nur, längeren Hautkontakt mit möglicherweise Chrom VI-belastetem Leder zu meiden, so Dr. Köllner. Eine Alternative sind Waren aus pflanzlich gegerbtem Leder. Verbraucher können sich an unabhängigen Siegeln orientieren, die chromfrei gegerbte Lederprodukte zertifizieren.

Quelle: BVDD