Schnitte, Bisse, Quetschungen, Verbrennungen, Windpocken – Kinder werden immer wieder Opfer von Kinderkrankheiten und kleinen „Unfällen“ im Alltag. Zurück bleiben nicht selten unschöne Narben. Hier kann eine frühzeitige Behandlung oft Schlimmeres verhindern.

Rein medizinisch gesehen ist eine Narbe der beste Wundverschluss, den man sich vorstellen kann. Nach einer Verletzung setzt umgehend der natürliche Reparaturprozess der Haut ein. „Bestimmte Zellen im Bindegewebe produzieren im Bereich der Wunde Kollagen und verschließen sie so. Dieser Prozess kann je nach Art der vorausgegangenen Verletzung einige Monate dauern. In dieser Zeit ist das Narbengewebe häufig gerötet und kann auch schmerzen und jucken“, weiß Dr. Gerd Gauglitz, Leiter der Narbensprechstunde an der Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Der Narbenexperte sieht in seiner Sprechstunde häufig Kinder mit auffällig vorgewölbten Narben. „Besonders nach Verbrennungen und Verbrühungen entstehen diese so genannten hypertrophen Narben, die in Gelenknähe die Beweglichkeit massiv einschränken können“, so Gauglitz. Der klassische Fall des vom Herd gezogenen Topfes mit heißer Suppe sei in seiner Sprechstunde nach wie vor häufig anzutreffen, oft mit erheblichen Einschränkungen im Erscheinungsbild, die schon die kleinen Patienten erheblich belasten können.

Schon weitaus geringfügigere Verletzungen können zur Bildung vorgewölbter Narben beitragen. Diese entstehen etwa, wenn in der Wunde Fremdkörper wie Schmutzpartikel verbleiben oder es zu einer Infektion des Wundbereiches kommt. Damit die Narbe nicht zu einer das Leben lang bleibenden Erinnerung wird, empfiehlt der Münchner Hautarzt beispielsweise die Anwendung eines speziellen Narbengels „Je früher das Narbengewebe äußerlich mit diesem Gel behandelt wird, desto größer ist die Chance, dass die Narbe glatt, funktionstüchtig, elastisch, widerstandsfähig und kosmetisch unauffällig wird“, so der Ratschlag von Gauglitz. Der in dem Gel enthaltene Wirkstoff, ein Zwiebelwirkstoff sorgt beim Prozess der Narbenbildung für eine Hemmung der in vorgewölbten Narben gesteigerten Kollagenproduktion.

„Die therapeutische Wirksamkeit konnte in verschiedenen wissenschaftlich kontrollierten Studien nachgewiesen werden. Die postoperativen Narben waren bei den Studienteilnehmern die das Narbengel anwandten, weniger stark ausgeprägt als bei denen, die das Gel nicht verwendeten“, weiß der Narbenexperte über diese Behandlungsmethode. Außerdem waren bei den Anwendern des Gels die Begleiterscheinungen der Narbenbildung wie Rötung, Schmerzen, Jucken und Spannungsgefühl deutlich weniger stark ausgeprägt.

Neben dem Zwiebelextrakt enthalte das Narbengel noch Wirkstoffe, die die Gewebestruktur auflockern, entzündungshemmend wirken, Feuchtigkeit spenden und die Wundheilung fördern. „Der Hautarzt kann den Effekt durch die Kombination mit Ultraschall noch verstärken, da der Wirkstoff auf diesem Wege besser in die Haut eingebracht wird. Eine Anwendung des Narbengels bei Kindern unter zwei Jahren sollte nur aufgrund ärztlicher Verschreibung erfolgen“, so Gauglitz. Alternativ kann durch eine frühzeitige und regelmäßige Anwendung von Silikonpflastern eine Verbesserung der Narbenqualität und ein Rückgang der Rötung erreicht werden. „Durch den mit diesen Präparaten erzeugten Druck und/oder die Okklusion, also die Abdichtung der Wunde, wird die Narbenbildung positiv beeinflusst.“

Quelle: BVDD