Narben sind sichtbare Spuren früherer Verletzungen. Und wer will daran schon gerne erinnert werden? Wenn eine Narbe besonders gut sichtbar ist oder auffällig wird, wächst häufig der Wunsch, etwas gegen diese unschöne Hautveränderung zu unternehmen. Ansprechpartner Nummer 1 sollte dabei grundsätzlich der Hautarzt sein.

Zwischen Narbengewebe und intakter Haut gibt es grundlegende Unterschiede: Auf der Narbe wachsen keine Haare mehr, die Talg- und Schweißdrüsen arbeiten dort nicht mehr, das Narbengewebe ist weniger geschmeidig als die gesunde Haut und es bräunt nicht in der Sonne. Das Bindegewebe, mit dem unser Körper eine Wunde verschließt, kann sich aber noch viel auffälliger gestalten: Es kann zu viel oder zu wenig Narbengewebe gebildet werden. Die Folge sind entweder stark erhabene oder tief eingesunkenedellte Narben.

„Es kann zu einer Überregeneration der faserbildenden Zellen kommen, quasi einer nicht enden wollenden Wundheilung. Das Ergebnis sind die so genannten hypertrophen, stark erhabenen Narben,“ erläutert Prof. Thomas Dirschka vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. „Das Narbengewebe kann außerdem weit über den ursprünglichen Wundbereich hinaus wuchern. Dann spricht man von Keloiden, die etwa häufig nach Verbrennungen entstehen.“

Eine verminderte Produktion des Proteins Kollagen führt hingegen zu auffälligen Vertiefungen. „Diese atrophen Narben sehen wir oftmals nach einer schweren Akne“, führt der Wuppertaler Dermatologe als Beispiel an.

Warum es zu einer solchen Über- oder Unterfunktion bei der Bildung des Narbengewebes komme, ist bislang nicht eindeutig geklärt, aber die Neigung zur Ausbildung von wulstigechernden Narben Keloidbildung ist nach Ansicht des in Düsseldorf und Wuppertal niedergelassenen Hautarztes unzweifelhaft häufig genetisch bedingt.

„Die Vererblichkeit der Keloidbildung zeigt sich etwa dadurch, dass die bei verschiedenen afrikanischen Völkern in früherer Zeit übliche absichtliche Zufügung von Brand-Keloiden als Schmucknarben zu besseren Voraussetzungen bei der Partnerwahl führte. Dies wiederum führte zu einer verstärkten genetischen Auswahl von zu Keloidbildung neigenden Personen, die sich bis heute in einem vielfach höheren Auftreten von Keloiden bei dunkelhäutigen Menschen niederschlägt“, veranschaulicht Dirschka die genetischen Zusammenhänge.

Auch wer heutzutage bestimmten Schönheitsidealen nacheifert, setze sich der Gefahr der Keloidbildung aus. „Gerade bei der Lokalisation am Ohr sieht man häufig Keloidbildungen nach Setzung eines Piercings“, so Dirschka. Auch am Oberkörper können diese wuchernden Narben verstärkt auftreten.

„Weibliches Geschlecht und jugendliche Haut begünstigen die Keloidbildung“, weiß Dirschka aus seiner umfangreichen Berufserfahrung. Hinzu kommt, dass die Therapie nach Komplikationen wegen eines Piercings, eines Tattoos oder einer Schönheits-OP nicht mehr von der Krankenkasse gezahlt wird.

„Man kann ein Keloid nicht mal eben so wegschneiden. Der mögliche Effekt ist, dass es zur Ausbildung eines viel größeren Keloids kommen kann“, warnt Dirschka. Um das Risiko zu minimieren, wuchernde Narben auszubilden, haben sich nach seiner Erfahrung Druckverbände in Kombination mit einem Silikongel als sehr geeignet erwiesen, die nach der Operation angelegt werden. Auch Kortisonunterspritzungen hindern Narben am verstärkten Wuchern.

Zur Narbenkorrektur und zur Abtragung von Keloiden haben sich in der Dermatologie ausserdem eine Reihe von Laserverfahren bewährt.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein Narbengel mit speziellen Wirkstoffen (Zwiebelextrakt, Heparin, Allantoin) mittels Ultraschall in die Haut einzubringen, um die Narbenheilung zu beschleunigen. Und eingesunkene Narben – etwa Aknenarben im Gesicht – können mit der Einspritzung von Kollagen, Fettgewebe oder anderen Biomaterialien an das Niveau der umliegenden Haut angepasst werden.

Für jeden Narbentyp bieten Hautärzte geeignete Therapiemethoden an. „Die Auswahl des richtigen Therapieverfahrens erfordert ein hohes Maß an Erfahrung, das nur der Hautarzt besitzt“, so Dirschka, der in seiner Praxis schon häufiger Keloide entfernen musste, die durch mangelnde Erfahrung des behandelnden Arztes entstanden sind.

Quelle: BVDD