Jetzt im Winter machen Infekte immer wieder die Einnahme eines Antibiotikums erforderlich. Kommt dann ein Hautausschlag hinzu, liegt der Verdacht auf eine Penicillin-Allergie nahe. Ein Allergietest kann diesen Verdacht zuverlässig klären.

Antibiotika – vor allem Penicillin oder Cephalosporin aus der Wirkstoffgruppe der Betalaktame – zählen zu den häufigsten Auslösern einer Arzneimittelallergie. „Dabei handelt es sich um eine erworbene Überreaktion des Immunsystems gegen einen bestimmten Wirkstoff“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Kirsten Jung, Hautärztin in Erfurt und Sonderreferentin für Allergologie beim Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD).

Da es einige Zeit dauert, bis sich eine Sensibilisierung entwickelt, treten die Beschwerden frühestens eine Woche nach Beginn der Einnahme auf, berichtet die Expertin. In den meisten Fällen macht sich eine Antibiotika-Allergie in Form eines fleckigen, geröteten Hautausschlags bemerkbar, der unangenehm juckt. Nehmen Patienten den Wirkstoff, gegen den sie bereits sensibilisiert sind, erneut ein, kann ein solches Arzneimittelexanthem schon nach wenigen Stunden auftreten.

Der Hautausschlag heilt von selbst wieder ab, wenn die Antibiotika-Behandlung beendet wird. Um die Hautbeschwerden zu lindern, können Kortikosteroid-haltige Medikamente aufgetragen oder eingenommen werden. „Doch nicht bei jedem Hautausschlag, der während einer Antibiotika-Therapie auftritt, handelt es sich um eine Arzneimittelallergie“, betont Dr. Jung. Vor allem im Kindesalter können Virusinfektionen zu überschießenden Immunreaktionen an der Haut führen, die auf den ersten Blick einem Arzneimittelexanthem ähneln. Erhält das Kind gleichzeitig beispielsweise wegen einer bakteriellen Mittelohrentzündung oder einer Bronchitis ein Antibiotikum, wird der Hautausschlag von den besorgten Eltern dann nicht selten fälschlicherweise für eine „Penicillin-Allergie“ gehalten. Bei Scharlach führen übrigens die Bakterien, die die eitrige Halsentzündung verursachen, auch zu dem typischen Hautausschlag, ergänzt die Hautärztin.

Ein bloßer Verdacht auf ein Arzneimittelexanthem sollte nicht dazu führen, die Substanz vorsorglich nicht mehr einzusetzen. Dr. Jung empfiehlt, einen Allergietest durchführen zu lassen, der jedoch frühestens vier Wochen nach Abklingen der Beschwerden sinnvoll ist. Je nach verdächtigtem Arzneimittel und beobachteten Reaktionen stehen unterschiedliche Haut- und Bluttests zur Verfügung. Bleiben diese negativ, sollte zur Sicherheit ein oraler Provokationstest durchgeführt werden, bei dem der Patient das Medikament unter ärztlicher Aufsicht einnimmt. Zeigt sich keine Reaktion, kann eine Allergie ausgeschlossen werden. „Auch das ist ein wichtiges Ergebnis“, so Dr. Jung: In diesen Fällen gibt es keine Einschränkungen bei einer künftig erforderlichen Antibiotika-Therapie.

Bestätigt die allergologische Testung dagegen den Verdacht auf eine Arzneimittelallergie, erhält der Patient einen Allergiepass und sollte künftig bei Bedarf auf ein anderes Antibiotikum ausweichen. „Glücklicherweise vertragen Patienten mit einer Allergie gegen Penicillin oder Cephalosporin durchaus Antibiotika aus anderen Wirkstoffgruppen“, so Dr. Jung.

In seltenen Fällen kann es während einer Therapie mit einem Antibiotikum auch zu Schwellungen im Gesicht, zu schweren blasenbildenden Reaktionen sowie zu Kreislaufstörungen bis hin zum allergischen Schock kommen. „Dann sofort einen Notarzt rufen!“ betont Dr. Jung. Betroffenen rät die Hautärztin, sich später unbedingt beim Allergologen vorzustellen. Dieser wird abwägen, ob er auf eine Provokationstestung verzichtet und im Allergiepass einen Verdacht auf eine schwere Sensibilisierung gegen die eingenommene Substanz vermerkt. Da es wenige wissenschaftliche Daten zu der Frage gibt, ob sich eine Antibiotika-Allergie im Laufe der Zeit wieder verliert, müssen die Patienten das fragliche Antibiotikum lebenslang meiden, betont Dr. Jung.

Quelle: BVDD