Bei Reisen in südliche Länder droht bei Kontakt mit streunenden Katzen eine Hautpilz-Infektion. Mit dem Erreger, Microsporum canis, ist die Mehrheit der besonders in Mittelmeerländern zahlreich anzutreffenden streunenden Katzen infiziert. Dermatologen raten wegen des Ansteckungsrisikos dringend davon ab, diese Tiere zu streicheln.

„Bei dieser Art von Pilzinfektion kann man von einer Epidemie sprechen“, warnt Prof. Hans-Jürgen Tietz vor der weiten Verbreitung des Erregers in beliebten Urlaubsländern wie Italien, Spanien, Griechenland und anderen Regionen am Mittelmeer. „Allein in und um Athen gibt es eine Viertelmillion herrenloser Katzen. Über 90 Prozent dieser Tiere sind mit dem Erreger Microsporum canis infiziert. Ein einmaliger Hautkontakt beim Streicheln eines Tieres, das diesen Pilz mit sich trägt, reicht für eine Ansteckung aus“, so der Experte für Pilzinfektionen der Haut. Die Inkubationszeit beträgt zehn Tage. Regelmäßig nach dem Ende der Ferien flutet eine neue Welle von pilzinfizierten Patienten in die Arztpraxen: „Das ist ein Phänomen, das sich immer wiederholt. Leider dauert es häufig zu lange, bis die Patienten bei einem Hautarzt, der die richtige Diagnose stellen kann, vorstellig werden.“

Typische Symptome sind juckender Hautausschlag und kreisrunde rote Flecken, die sich zuerst an Händen oder Unterarmen zeigen. Diesen Hautregionen kommen zuerst mit dem Tier in Kontakt.

Im weiteren Verlauf geht der Ausschlag auf den Oberkörper über und erreicht schließlich die Kopfhaut. „Den Patienten, häufig kleinen Kindern, fallen die Haare büschelweise auf kreisrund segmentierten Flächen aus“, beschreibt Tietz das fortgeschrittene Erscheinungsbild einer solchen als Tinea capitis bezeichneten Erkrankung. Ist die Infektion erst so weit fortgeschritten, werde die Behandlung aufwendig und langwierig: „Im frühen Stadium ist eine Behandlung mit pilztötenden Salben über einen Zeitraum von etwa vier bis sechs Wochen möglich. Ist erst die Kopfhaut befallen, muss die Therapie systemisch, also mit Tabletten, durchgeführt werden. Diese Therapie kann sich bis über ein Jahr hinziehen.“ Spontanheilungen seien bei dieser Infektionsart sehr selten.

Daher rät Tietz bei ersten Anzeichen auf Händen und Unterarmen umgehend einen Hautarzt aufzusuchen. Als Facharzt für Pilzerkrankungen könne dieser den Erreger nach einer Hautprobe im Labor genau bestimmen und die entsprechende Therapie einleiten.

Häufig bleibe es nicht bei einer isolierten Erkrankung in der Familie, denn der Pilz ist auch von Mensch zu Mensch übertragbar und extrem ansteckend. Tietz erlebt es in seiner Praxis immer wieder, dass ganze Familien mit einer Katzenpilz-Infektion vorstellig werden, obwohl nur ein Familienmitglied – zumeist ein Kind – einen niedlichen Streuner gestreichelt hat. Den infizierten Tieren sei nicht anzusehen, ob sie den Erreger mit sich schleppen.

Diew Konsequenz ist für Tietz eindeutig: „Hände weg von allen streunenden Katzen! Pilzinfektionen bekommt man nicht, sondern man holt sie sich. Jedes Kind, das Kontakt mit einer infizierten Katze hat, wird krank. Die kindliche Haut hat diesem aggressiven Pilz nichts entgegenzusetzen“, so der in Berlin niedergelassene Pilzspezialist, nach dessen Erkenntnis auch hierzulande sehr viele Hauskatzen mit Microsporum canis infiziert sind.

Quelle: BVDD