Einhundert Haare am Tag zu verlieren, das ist in der Regel normal. Doch einige Menschen finden nach dem Kämmen regelrecht Büschel in ihrer Bürste. Haarausfall ist keine Seltenheit und kann ganz verschiedene Ursachen haben. Ein Besuch beim Hautarzt bringt oft schon Klarheit.

Dr. med. Johannes Müller-Steinmann, Facharzt für Dermatologie in Kiel.

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Dr. Johannes Müller-Steinmann, ärztlicher Direktor des Hautarztzentrums Kiel, erklärt, welche Methoden gegen übermäßigen Haarverlust helfen können.

Warum können uns plötzlich vermehrt Haare ausfallen?

Manchmal hat Haarausfall ganz harmlose Ursachen. Im Herbst verlieren wir beispielsweise immer mehr Haare als zu den anderen Jahreszeiten. Aber auch Medikamente, Stress, die Wechseljahre und eine falsche Ernährung können ein Grund sein. Hört der Verlust nicht von allein wieder auf, stecken manchmal Erkrankungen dahinter. In 80 Prozent der Fälle entsteht Haarausfall bei Männern durch eine androgene Alopezie. Das ist eine vererbte Überempfindlichkeit gegen männliche Hormone. Männer leiden dann anfangs unter Geheimratsecken oder der sogenannten Stirnglatze, während sich Frauen häufig über Haarverlust in Scheitelnähe ärgern. Für den kreisrunden Haarausfall ist vermutlich eine Störung des Immunsystems verantwortlich.

Was kann ich gegen Haarausfall unternehmen?

Wer über einen längeren Zeitraum viele Haare verliert, sollte einen Hautarzt aufsuchen. Dieser kann abklären, wo die Ursachen liegen. Hierbei kann eine Blutuntersuchung hilfreich sein, oder in einigen Fällen auch ein Trichogramm. Zunächst entnehmen Hautärzte an zwei Stellen des Kopfes etwa 50 Haare und untersuchen dann die Wurzeln unter dem Mikroskop. Manchmal ist auch eine Hautprobe mit Haarwurzel notwendig. Die Behandlung erfolgt je nach Untersuchungsergebnis. Eine Möglichkeit ist die Meso-Therapie.

Was steckt genau hinter der Meso-Therapie?

Die Meso-Therapie ist ein sanftes Verfahren, bei dem Hautärzte mit einer Mikrokanüle eine spezielle Lösung aus Mineralstoffen, pflanzlichen Stoffen und Vitaminen in die Kopfhaut injizieren. Mithilfe von kleinen Piksen aus einer Therapie-Spritze gelangen die Wirkstoffe unter die Kopfhaut. Sie erreichen die Haarfollikel und können diese stärken und besser durchbluten. Die Patienten bekommen etwa dreimal im Abstand von zwei Wochen eine Anwendung. Danach alle vier Wochen, später alle drei bis sechs Monate – je nach Bedarf.

Tut das auch nicht weh?

Es handelt sich um eine schonende Art der Behandlung. Wir arbeiten mit kleinen Nadeln, die leicht piksen.

Was muss ich beachten?

Seltene Nebenwirkungen können Rötungen, Schwellungen und eventuell kleine Blutergüsse sein. Das ist jedoch in der Regel nur von kurzer Dauer. Nach etwa drei Monaten sollten in den meisten Fällen die ersten Haare nachwachsen.