Wenn Kinder spielen und toben, sind Schürfwunden und Verletzungen nicht weit. Eine Unachtsamkeit am Küchenherd – und schon ist die Kinderhand verbrüht. Unschöne Narben können die Folge sein. Auch Hauterkrankungen wie Windpocken oder Akne können bleibende Spuren hinterlassen. Doch richtig behandelt, müssen Narben nicht von Dauer sein.

Oberflächliche Schürfwunden heilen meist ohne Narbenbildung ab. Bei Verletzungen dagegen, die bis ins Unterhautfettgewebe reichen, müssen hauteigene Reparaturmechanismen die Wunde mit Bindegewebsfasern auffüllen, die als Narbe sichtbar werden.

„Bei Narben handelt es sich um einen natürlichen Wundverschluss“, kann Professor Dr. Regina Fölster-Holst besorgte Eltern beruhigen. Das Narbengewebe ist anfangs auffällig gerötet, verblasst später und bildet sich bei günstigem Verlauf nach und nach zurück.

„Das Narbengewebe ist allerdings kein vollwertiger Ersatz für gesunde Haut“, erklärt die Hautärztin von der Universitäts-Hautklinik Kiel. Haare, Talg- und Schweißdrüsen und auch die für die Hautbräunung zuständigen Melanozyten fehlen. Narbengewebe ist weniger elastisch und belastbar, kann spannen, schmerzen und jucken.

Werden beim Wundverschluss zu viele Bindegewebsfasern gebildet, entstehen über das Hautniveau erhabene, sogenannte hypertrophe Narben. Bei überschießender Produktion solcher Kollagenfasern kann das Narbengewebe über das Wundgebiet hinaus bis in die gesunde Haut wuchern, sogenannte Keloide entwickeln sich. Wird zu wenig Ersatzgewebe produziert, entstehen eingesunken wirkende, atrophe Narben.

„Wie ausgeprägt sich eine Narbe entwickelt, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab“, so Professor Fölster-Holst weiter. Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung zu verstärkter Narbenbildung. Eine wichtige Rolle spielt auch die Art der Wunde: Wunden mit glatten Rändern, die sorgfältig vernäht werden, hinterlassen kaum sichtbare Narben. Ungünstig sind dagegen ausgefranste, gequetschte oder verbrannte Wundränder. Störungen der Wundheilung durch Verunreinigungen und Infektionen können die Narbenbildung ebenfalls verstärken. „Lassen Sie größere Verletzungen Ihres Sprösslings daher beim Facharzt versorgen“, empfiehlt Fölster-Holst. Auch Verbrennungen und Verbrühungen müssen ärztlich behandelt werden. „Aufgekratzte Windpocken oder Aknepusteln können ebenfalls Narben hinterlassen“, warnt die Hautärztin. Die richtige Behandlung der Hauterkrankung, besonders gegen Juckreiz und bakterielle Besiedelung, könne hier vorbeugen.

Ausgeprägte Narben können Heranwachsende psychisch stark belasten. Wenn sich Narbengewebe im Lauf der Zeit verhärtet und schrumpft, kann dies gerade bei Kindern, die noch im Wachstum sind, zu erheblichen Beschwerden führen und die Beweglichkeit einschränken.

Doch soweit muss es nicht kommen. Um die Narbenqualität zu verbessern, habe sich eine frühzeitige Behandlung mit speziellen Narbengelen bewährt, berichtet Professor Fölster-Holst. Regelmäßig einmassiert, halten diese das Narbengewebe geschmeidig und können zu einer unauffälligen Narbenentwicklung beitragen sowie Spannungsgefühl, Juckreiz und Schmerzen lindern. Silikonpflaster können die Narbenbildung ebenfalls günstig beeinflussen.

Bei ausgeprägten frischen Narben kann der Hautarzt durch Unterspritzungen von Kortison eine übermäßige Kollagenproduktion hemmen. Auch eine Druckbehandlung kann eine überschießende Narbenbildung eindämmen.

Narbenwucherungen lassen sich mittels Kryotherapie – einer Vereisung mit flüssigen Stickstoff – abtragen. Leiden Jugendliche unter Aknenarben, kann ein Peeling mit Vitamin-A-Säure das Hautbild verbessern. In der Hautarztpraxis können mittels Dermabrasion Narbenränder oberflächlich abgeschliffen werden, so dass die Haut glatter wirkt. Auch Laser können in der Narbenbehandlung eingesetzt werden, gehören jedoch unbedingt in die Hand eines versierten Experten, betont Professor Fölster-Holst.

Bei ausgedehnten Verbrennungsnarben sowie Narbenkontrakturen oder Verwachsungen, die die Beweglichkeit einschränken, kann eine operative Korrektur erforderlich werden.

Quelle: BVDD